Krankenkassenbeiträge steigen 2023

Warum die Krankenkassenbeiträge im DACH-Raum 2023 deutlich steigen dürften

In Deutschland sind ungefähr 73 Millionen Versicherte Mitglieder einer gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Das entspricht 90% der Bevölkerung. Die Zahl der Krankenkassen nimmt ständig ab. Von einst mehr als 1.800 im Jahr 1970 sind noch im Januar 2022 noch 97 übrig geblieben. Auf deren Mitglieder kommen 2023 große Veränderungen zu.

Worum geht es bei diesen Veränderungen im nächsten Jahr?

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte in einer Rede an, die er im Juni 2022 hielt, dass sich die Beiträge zu den gesetzlichen Krankenkassen deutlich erhöhen werden. Im Jahr 2023 wird der Zusatzbeitrag um 0,3% auf insgesamt 1,6% steigen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Der allgemeine Beitragssatz liegt derzeit bei 14,6%. Zusammen mit dem Zusatzbeitrag wird der Krankenversicherungsbeitrag für GKV-Versicherte auf 16,2% des Bruttoverdienstes ansteigen. Das ist der höchste Beitragssatz aller Zeiten.

Wie begründet die Bundesregierung die Mehrbelastung?

Die offizielle Begründung ist ein Defizit von mehr als 17 Milliarden Euro, dass Lauterbach zufolge unter seinem Vorgänger Jens Spahn angehäuft wurde. Dieser habe erhebliche Ausweitungen des Leistungsangebots vorgenommen, aber auf kostensparenden Maßnahmen weitestgehend verzichtet.

Das hat die gesetzlichen Krankenkasse in eine finanzielle Schieflage gebracht. Die Beitragserhöhung allein ist noch nicht einmal genug, um das Defizit zu beseitigen.

Der Bundeszuschuss zur GKV soll im nächsten Jahr um 2 Milliarden Euro aufgestockt werden. Die Finanzmittel werden durch ein Bundesdarlehen in Höhe von 1 Milliarde Euro ergänzt werden.

Zusätzlich soll durch Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz Geld gespart werden. Am Ende hatte Karl Lauterbach auch eine gute Nachricht für die Versicherten.

Obwohl sie ab 2023 deutlich mehr zahlen müssen, soll es keine Kürzung der Leistungen geben.

Wie konnte es zu so einem großen Defizit kommen?

Noch vor wenigen Jahren hieß , dass die gesetzlichen Krankenkassen gut aufgestellt seien und über große finanzielle Reserven verfügen. Dass es im Jahr 2022 zu einem Defizit von 17 Milliarden Euro kam, ist im Wesentlichen 2 Faktoren geschuldet: der Corona Pandemie und der demografischen Entwicklung.

In den Jahren der Pandemie ab 2019 sanken die Einnahmen der Krankenkasse erheblich. Viele Arbeitnehmer waren arbeitslos oder auf Kurzarbeit gesetzt und brauchten ihre Beiträge nicht mehr zu zahlen.

Zur selben Zeit stiegen die Ausgaben im Gesundheitswesen explosionsartig. Sicher können Sie sich noch an die Nachrichten über die überfüllten Intensivstationen erinnern.

Die demografische Entwicklung trägt ebenfalls langfristig zu einer starken Erhöhung der Ausgaben bei. Die Deutschen werden immer älter.

Das hat gleich einen doppelten Effekt. Zum einen benötigen ältere Menschen eine aufwändigere medizinische Betreuung und Versorgung, sprich mehr Kosten. Zum anderen gibt es immer weniger Beschäftigte, die Krankenversicherungsbeitrag bezahlen.

Der Trend ist übrigens nicht nur auf Deutschland beschränkt, sondern zeigt auch in Österreich und besonders stark in der Schweiz.

Krankenkassenprämien werden in der Schweiz besonders stark steigen

Die Schweiz steht vor einem riesigen Anstieg der Krankenkassenprämien. In einigen Kantonen können die Prämien 2023 laut einer Studie der Unternehmensberatungsfirma Accenture um 10 Prozent steigen. Die verschiedenen Kantonen sind dabei allerdings sehr unterschiedlich stark betroffen. Im landesweiten Durchschnitt wird ein Anstieg der Krankenkassenbeiträge um etwa 5,4 Prozent erwartet. Aufgrund der hohen Inflation und möglicher Mehrkosten ist sogar ein noch höherer Zuwachs denkbar.

Die Krankenkassen müssen anscheinend die Kosten an die Versicherten weiterreichen, denn die Beitragseinnahmen im laufenden Jahr decken die stark gestiegenen Leistungsausgaben nicht ab. Demnach versuchen viele Schweizer, vor dem Anstieg noch zu einer günstigeren Krankenkasse zu wechseln, um die Mehrbelastung in naher Zukunft möglichst stark zu reduzieren. Dafür nutzen die Schweizer zum Großteil den kostenlosen Service von Krankenkassencheck.ch.

Wie wirkt sich die Erhöhung der Zusatzbeiträge auf die Mitglieder aus?

Die Höhe des Beitrags richtet sich nach dem Einkommen. Wird der aktuelle Beitragssatz von 14,6% zugrunde gelegt, zahlen Arbeitgeber und Arbeitgeber gemeinsam bei einem Bruttoeinkommen von 2.000 €/Monat 159 €/Monat oder 1.908 € im Jahr.

Bei 3.000 € Brutto sind pro Monat 238,50 € oder jährlich 2.862 € fällig. Wer 4.000 € Brutto pro Monat verdient, muss 318 €/Monat oder 3.816 € jährlich für die Krankenkasse bezahlen.

Ab 2023 steigen die Beiträge bei einem Bruttoeinkommen von 2.000 €/Monat um 36 Euro im Jahr, bei einem Bruttoeinkommen von 3.000 €/Monat um 54 Euro im Jahr und bei 4.000 € Brutto pro Monat sind 72 Euro im Jahr mehr zu entrichten.

Der Durchschnittsverdienst beträgt übrigens 4.000 €/Monat. Im Durchschnitt müssen die Deutschen also 72 Euro im Jahr mehr bezahlen.

Bei dieser Rechnung müssen Sie jedoch 2 Dinge beachten:

  • Die genannten Beträge beziehen sich auf die Beiträge, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam bezahlen müssen.
  • Der Zusatzbeitrag fällt bei jeder Krankenkasse unterschiedlich hoch aus. Daher wird es Abweichungen geben.

Die im Moment günstigsten Krankenkassen erheben einen Zusatzbeitrag in Höhe von 0,35%, die teuersten fordern von ihren Mitgliedern 2,5% zusätzlich. Die von Karl Lauterbach erwähnten 1,3% stellen den Durchschnittswert dar.

Wie sieht die Situation bei den privaten Krankenkassen aus?

Auch dort werden die Beiträge im nächsten Jahr erheblich steigen. Vergleicht man die Beitragsentwicklung von GKV und PKV über die letzten Jahre, fällt auf, dass sie ziemlich ähnlich verläuft. In beiden Formen der Krankenversicherung steigen die Beiträge, wenn auch aus anderen Gründen.

In der gesetzlichen Krankenversicherung steigen die Beiträge, weil sie automatisch der Einkommensentwicklung der Mitglieder angepasst werden. In der PKV erfolgt eine Beitragsanpassung nur dann, wenn die Versicherungsleistungen in einem bestimmten Tarif nachweislich um einen bestimmten Prozentsatz höher liegen.

Steigende Beiträge in der PKV werden vor allem durch den technischen Fortschritt verursacht. Die Medizintechnik und Behandlungsmethoden entwickeln sich immer weiter.

Sie werden immer besser, aber auch immer teurer. Außerdem wirken auch in der PKV dieselben allgemeinen Faktoren wie in der GKV. Die Corona Pandemie verursachte einen Kostenexplosion und das Durchschnittsalter der Bevölkerung wächst.

Das führt zu steigenden Kosten, weil ältere Menschen intensivere und länger andauernde Behandlungen benötigen, die wesentlich teurer sind.

Was können die Beitragszahler dagegen tun?

Wenn Sie Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse sind, haben Sie relativ wenige Möglichkeiten. Sie können höchstens die verschiedenen Krankenkassen miteinander vergleichen und eine auswählen, die einen geringeren Zusatzbeitrag als Ihre derzeitige Krankenkasse verlangt.

Wie bereits weiter oben erwähnt, schwankt die Höhe des Zusatzbeitrags zwischen 0,35% und 2,5%. Das ist eine erhebliche Bandbreite.

Mitglieder einer privaten Krankenversicherung können den Wechsel in einen günstigeren Tarif beantragen. Allerdings bedeuten günstigere Beiträge in den meisten Fällen auch eine Einschränkung im Umfang der Leistungen.

Nur die medizinische Grundversorgung ist davon nicht betroffen.

Zusammenfassung

Der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat in einer Rede angekündigt, dass der Beitrag zur Krankenversicherung 2023 um 0,3 Prozentpunkte steigen soll. Damit ist der Zusatzbeitrag gemeint, der im Durchschnitt auf 1,6% erhöht werden soll.

Der aktuelle Grundbeitrag von 14,6% bleibt dagegen unverändert. Zusammen mit Grundbeitrag und Zusatzbeitrag erhöht sich der Beitrag zur GKV damit auf 16,2½ des Bruttoverdienstes. Das ist bis jetzt der höchste Beitrag, der jemals gefordert wurde.

Die Beitragserhöhung war notwendig, weil die gesetzlichen Krankenkassen ein Defizit von 17 Milliarden € angesammelt haben. Selbst die Erhöhung reicht nicht aus, um das Loch zu stopfen.

Der Bund muss zusätzliche Mittel bereitstellen. Einen kleinen Trost hat Lauterbach doch noch bereit: der Grundbeitrag bleibt unverändert bei 14,6% (14% ermäßigt) und es soll keine Kürzung von Leistungen geben.

Tobias Friedrich

Über Tobias Friedrich

Tobias Friedrich, 37, begann seine Karriere mit einem Maschinenbaustudium und arbeitete bei einem Automobilhersteller in Stuttgart. Nach einer Umschulung in der Versicherungsbranche ist er seit Januar 2021 geprüfter Fachmann für Versicherungsvermittlung. Er bildet sich ständig weiter und schreibt fundierte Versicherungsfachtexte für Versicherungsriese.de. Seine technische Expertise und analytischen Fähigkeiten machen ihn zu einem kompetenten Ansprechpartner in der Versicherungswelt.