Dropshipping

Ist Dropshipping Strafbar? Rechtliche Stolperfallen & Lösungen

Ist Dropshipping legal? Ja, Dropshipping ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz vollkommen legal – solange alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden. Trotzdem wird dieses Geschäftsmodell oft als einfacher Weg zum eigenen Online-Business dargestellt, während es in Wirklichkeit zahlreiche rechtliche Stolperfallen birgt.

Als Dropshipping-Unternehmer müssen wir uns mit verschiedenen rechtlichen Aspekten auseinandersetzen. Dies umfasst die korrekte Gewerbeanmeldung, steuerliche Pflichten und insbesondere die Produkthaftung. Seit Juli 2021 ist auch die Freigrenze der Einfuhrumsatzsteuer von 22 Euro weggefallen, was die Dropshipping Steuern komplizierter macht. Die Dropshipping Risiken reichen von Abmahnungen bis hin zu Klagen, wenn wir die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht beachten.

In diesem Artikel erklären wir alle wichtigen Dropshipping rechtliches Aspekte, die für ein gesetzeskonformes Business in Deutschland notwendig sind. Besonders wichtig dabei: Als Verkäufer sind wir für die Qualität und Sicherheit der Produkte verantwortlich, auch wenn wir diese nicht selbst lagern oder versenden. Daher befragen wir Dropshipping-Experten Niko Dieckhoff zu notwendigen Versicherungen, insbesondere zur Produkthaftpflichtversicherung, um unser Business umfassend abzusichern.

Was ist Dropshipping und warum ist es rechtlich relevant?

Beim Dropshipping handelt es sich um ein Geschäftsmodell im E-Commerce, das in den letzten Jahren immer beliebter geworden ist. Anders als beim traditionellen Versandhandel kommt der Händler nie mit der Ware in Berührung – eine Besonderheit, die zahlreiche rechtliche Fragen mit sich bringt.

Definition und Funktionsweise

Dropshipping bezeichnet eine Handelsmethode, bei der ein Online-Händler Produkte anbietet, ohne diese selbst auf Lager zu haben. Stattdessen leitet er bei einer Bestellung alle relevanten Kundendaten direkt an einen Lieferanten (meist Hersteller oder Großhändler) weiter, der die Ware dann im Namen des Händlers an den Endkunden versendet.

Der Ablauf gestaltet sich dabei denkbar einfach:

  1. Der Kunde bestellt ein Produkt im Online-Shop des Händlers
  2. Der Händler leitet die Bestellung an den Dropshipper (Lieferanten) weiter
  3. Der Dropshipper verpackt die Produkte und liefert sie direkt an den Kunden

Für den Kunden bleibt dieser Prozess in der Regel unsichtbar. Er bestellt im Online-Shop und hat das Gefühl, alle Leistungen aus einer Hand zu erhalten. Der Dropshipper tritt dabei nicht direkt in Erscheinung – die Waren erreichen den Kunden in neutralen oder mit dem Branding des Händlers versehenen Verpackungen.

In Deutschland ist dieses Modell seit Jahrzehnten unter dem Begriff „Streckengeschäft“ bekannt, wird jedoch heute mit englischen Begriffen wie Dropshipping oder Fulfillment als innovatives Geschäftsmodell beworben.

Warum viele rechtliche Fragen auftauchen

Gerade die Aufspaltung zwischen Verkauf (Online-Händler) und Versand (Lieferant) erzeugt zahlreiche rechtliche Herausforderungen. Das wichtigste Problem: Der Händler haftet vollständig für die Produktqualität, obwohl er diese nicht überprüfen kann.

„Als Dropshipping-Unternehmer sollten Sie unbedingt eine Produkthaftpflichtversicherung abschließen“, rät Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff. „Da Sie rechtlich als Inverkehrbringer gelten, haften Sie selbst dann für Produktmängel, wenn die Ware direkt vom chinesischen Lieferanten zum Kunden geht.“

Besonders beim Dropshipping mit Lieferanten aus Nicht-EU-Ländern entstehen komplexe Rechtsfragen:

  • Welches Rechtssystem gilt für die Verträge?
  • Wo und nach welchem Recht können Ansprüche durchgesetzt werden?
  • Wer gilt als Importeur und trägt die Verantwortung für Produktsicherheit?

Zusätzlich müssen alle EU-weit geltenden Verbraucherrechte eingehalten werden. Kunden haben beispielsweise ein 14-tägiges Widerrufsrecht, was eine reibungslose Retourenabwicklung erfordert – trotz der logistischen Trennung zwischen Händler und Waren.

Weitere rechtliche Stolperfallen sind mögliche Marken- und Urheberrechtsverletzungen sowie die Produktkonformität mit EU-Vorgaben. Als Händler sind Sie verpflichtet, nur Produkte mit gültiger CE-Kennzeichnung anzubieten und alle erforderlichen Sicherheitsstandards einzuhalten, was bei internationalen Dropshipping-Partnern besondere Sorgfalt erfordert.

Unterschied zu Fulfillment-Modellen

Obwohl die Begriffe oft synonym verwendet werden, bestehen zwischen Dropshipping und Fulfillment entscheidende Unterschiede. Der Hauptunterschied: Beim Fulfillment gehören die Waren von Anfang an dem Online-Händler, während beim Dropshipping das Eigentum erst nach dem Kundenkauf vom Großhandel zum Händler übergeht.

Beim Dropshipping kann theoretisch auf das gesamte Sortiment des Großhändlers zugegriffen werden. Allerdings besteht keine Garantie für die Verfügbarkeit, da andere Händler die Ware aufkaufen könnten. Im Fulfillment hingegen werden zwei Varianten unterschieden:

Beim Fulfillment über ein Großhandelslager greift der Händler auf das Gesamtsortiment des Großhändlers zu, ist aber bei der Warenverfügbarkeit eingeschränkt.

Beim Fulfillment über ein Konsignationslager stellt der Großhändler dem Händler einen exklusiven Lagerbereich zur Verfügung. Dies sichert die Warenversorgung, ist jedoch oft mit Mehrkosten oder Abnahmeverpflichtungen verbunden.

Das Fulfillment-Modell bietet dem Händler mehr Kontrolle über Produktqualität und Versandprozess, erfordert jedoch höhere Investitionen. Beim Dropshipping hingegen minimiert der Händler sein finanzielles Risiko, gibt aber gleichzeitig einen Teil der Kontrolle ab.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied: Während Dropshipping-Dienstleister häufig nach ihren eigenen Routinen arbeiten und wenig Individualisierung zulassen, kann der Fulfillment-Prozess besser an die Bedürfnisse des Händlers angepasst werden – von personalisierten Verpackungen bis hin zu flexiblen Versandoptionen für die Kunden.

Dropshipping ist in Deutschland legal, solange alle Vorschriften eingehalten werden. Dennoch sollten Händler die rechtlichen Pflichten und Risiken sorgfältig abwägen, bevor sie sich für dieses Geschäftsmodell entscheiden.

Ist Dropshipping in Deutschland legal?

Die Frage zur Legalität von Dropshipping beschäftigt viele angehende Online-Händler. Die klare Antwort vorweg: Dropshipping ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz grundsätzlich legal. Allerdings gilt dies nur, wenn alle relevanten gesetzlichen Vorschriften beachtet werden – und davon gibt es einige.

Gewerbeanmeldung und rechtlicher Rahmen

Wer mit Dropshipping starten möchte, muss zunächst ein Gewerbe anmelden. Dies ist nicht optional, sondern eine gesetzliche Pflicht – selbst wenn das Dropshipping-Business nur als Nebentätigkeit betrieben wird. Die Anmeldung erfolgt beim zuständigen Gewerbeamt in der Stadt oder Gemeinde, in der das Unternehmen seinen Sitz haben wird. Hierfür fallen Gebühren zwischen 10 und 60 Euro an.

Für die Gewerbeanmeldung benötige ich folgende Dokumente:

  • Personalausweis oder Reisepass
  • Bei Eintragung im Handelsregister: entsprechender Auszug
  • Bei handwerklichen Tätigkeiten: Handwerkskarte
  • Bei genehmigungspflichtigen Tätigkeiten: erforderliche Erlaubnisscheine

Nach der Anmeldung leitet das Gewerbeamt meine Daten automatisch an das Finanzamt weiter. Dort muss ich innerhalb eines Monats einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen. Nur so erhalte ich eine Steuernummer und kann legal Rechnungen stellen.

„Als Dropshipper sind Sie vollumfänglich für die Einhaltung aller gewerberechtlichen Vorschriften verantwortlich – genauso wie ein klassischer Händler mit eigenem Lager“, erklärt Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff. „Besonders die Produkthaftpflichtversicherung ist unverzichtbar. Falls ein aus China importiertes Gerät beim Kunden einen Brand verursacht, haften Sie als Inverkehrbringer zu 100% – auch ohne eigene Warenkontrolle.“

Je nach Unternehmensform variieren die rechtlichen Anforderungen. Als Einzelunternehmer hafte ich mit meinem Privatvermögen, während bei einer GmbH oder UG die Haftung auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt bleibt.

Verstöße gegen Markenrecht und Urheberrecht

Eine besondere Gefahr beim Dropshipping sind Verstöße gegen Schutzrechte. Viele Dropshipping-Anbieter, insbesondere aus dem asiatischen Raum, nehmen es mit Marken- und Urheberrechten nicht so genau.

Beim Verkauf von Markenprodukten benötige ich grundsätzlich eine schriftliche Genehmigung oder Lizenz des Markeninhabers. Fälschungen oder Nachahmerprodukte darf ich unter keinen Umständen anbieten – dies stellt einen klaren Rechtsverstoß dar, der abgemahnt werden kann. Abmahnkosten belaufen sich nicht selten auf mehrere tausend Euro.

Besondere Vorsicht ist auch bei Produktbildern und -beschreibungen geboten. Wenn ich diese direkt vom Lieferanten übernehme, muss ich sicherstellen, dass keine fremden Urheberrechte verletzt werden. Die Nutzung urheberrechtlich geschützter Texte, Bilder, Videos oder anderer Materialien ohne Genehmigung kann zu Schadensersatzforderungen führen.

Simon Piontek, Content Marketer bei HEEY, empfiehlt deshalb: „Führen Sie gründliche Produktrecherchen für Ihr Dropshipping-Geschäft durch. Dies stellt sicher, dass die Waren legitim sind und keine Urheberrechte und Marken verletzen“.

Verkauf über Plattformen wie Amazon & eBay

Viele Dropshipping-Einsteiger nutzen etablierte Marktplätze wie Amazon oder eBay. Dabei gelten jedoch plattformspezifische Regeln, die ich kennen sollte.

eBay erlaubt Dropshipping grundsätzlich, allerdings nur, wenn die Produkte von legitimen Großhändlern bezogen werden – nicht von anderen Einzelhandelsmarktplätzen. Als Verkäufer muss ich mein Inventar verwalten und eine pünktliche Lieferung sicherstellen.

Auch Amazon erlaubt Dropshipping unter bestimmten Bedingungen. Ich muss:

  • Der offizielle Verkäufer des Produkts sein
  • Für Kundenretouren verantwortlich sein
  • Sicherstellen, dass der Lieferant keine Materialien mit seinem Namen mitschickt

Wichtig: Amazon verbietet ausdrücklich den Kauf von Produkten von einem anderen Einzelhändler und den direkten Versand dieses Einzelhändlers an Kunden. Bei Verstößen drohen Kontosperrungen, wie israelische eBay-Verkäufer erfahren mussten, als die Plattform herausfand, dass sie Dropshipping von Amazon betrieben.

Außerdem sind ethische Aspekte zu beachten. Zu große Preisunterschiede zwischen den Plattformen können zu negativen Bewertungen führen. Auch sollte ich auf die Reaktionen der Amazon-Verkäufer achten, wenn sie bemerken, dass ich mit ihren Produkten einen hohen Gewinn erziele.

Andrew Pierce, CEO von LLC-Anwalt, rät: „Konsultieren Sie Juristen für Ihr Dropshipping-Geschäft. Sie unterstützen nicht nur bei der Einrichtung, sondern helfen auch, den Überblick über die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften zu behalten“.

Für ein rechtlich abgesichertes Dropshipping-Business empfehle ich folgende Maßnahmen:

  • Rechtzeitige Gewerbeanmeldung und steuerliche Registrierung
  • Abschluss einer Produkthaftpflichtversicherung
  • Sorgfältige Prüfung aller Produkte auf Schutzrechtsverletzungen
  • Verträge mit zuverlässigen Lieferanten
  • Einhaltung der plattformspezifischen Regeln

Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen kann ich die dropshipping Risiken minimieren und ein rechtlich solides Business aufbauen.

Typische rechtliche Stolperfallen beim Dropshipping

Trotz der grundsätzlichen Legalität des Dropshipping-Geschäftsmodells lauern zahlreiche rechtliche Stolperfallen, die existenzbedrohende Konsequenzen haben können. Abmahnungen und kostspielige Rechtsstreitigkeiten sind dabei keine Seltenheit. Als Dropshipper sollte ich daher besonders wachsam sein, um diese Risiken zu vermeiden.

Fehlende AGB, Impressum oder Widerrufsbelehrung

Eine der häufigsten Ursachen für Abmahnungen im Dropshipping-Bereich sind fehlende oder fehlerhafte Rechtstexte. Für jeden Online-Shop sind folgende Dokumente gesetzlich verpflichtend:

  • Ein vollständiges Impressum – unabhängig davon, ob ich über einen eigenen Shop oder Plattformen wie Amazon und eBay verkaufe
  • Eine rechtssichere Datenschutzerklärung, die über die Erhebung, Speicherung und Übermittlung von Kundendaten informiert
  • Eine korrekte Widerrufsbelehrung, die Verbraucher über ihr 14-tägiges Widerrufsrecht aufklärt

„Als Dropshipper benötigen Sie besonders sorgfältig formulierte AGB, die die Besonderheiten dieses Geschäftsmodells berücksichtigen“, erklärt Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff. „Insbesondere die Regelung zu Retouren und alternativen Rücksendeadressen ist kritisch.“

Die Verwendung von Standard-AGB ohne Anpassung an das Dropshipping-Modell ist dabei äußerst riskant. Einige Rechtsdienstleister bieten allerdings spezialisierte Rechtstexte an, die das dualistisch geprägte Vertragssystem beim Dropshipping berücksichtigen.

Verkauf nicht zertifizierter Produkte

Besonders riskant beim Dropshipping ist der Verkauf von Produkten, die nicht den EU-Sicherheitsstandards entsprechen. Grundsätzlich müssen alle in der EU vertriebenen Produkte, die unter bestimmte Richtlinien fallen, ein CE-Kennzeichen tragen.

Das Landgericht Frankfurt stellte bereits 2016 klar: Der Verkauf von Waren ohne erforderliche CE-Kennzeichnung stellt einen Wettbewerbsverstoß dar, der abgemahnt werden kann. Dies wurde 2017 vom Oberlandesgericht Frankfurt bestätigt.

Besonders problematisch: Viele Dropshipping-Lieferanten aus dem asiatischen Raum verwenden Inhaltsstoffe, die in der EU nicht zugelassen sind, oder führen keine ausreichenden Sicherheitstests durch. Als Verkäufer hafte ich jedoch vollumfänglich für die Produktsicherheit – selbst wenn ich die Ware nie persönlich geprüft habe.

Zudem können erhebliche Kosten entstehen, wenn der Zoll nicht konforme Produkte auf meine Kosten vernichtet. Dies betrifft insbesondere:

  • Elektronische Artikel (Batterien-Gesetz)
  • Kosmetikprodukte (spezielle Zertifizierungen erforderlich)
  • Sicherheitsrelevante Waren (ISO-Zertifizierung notwendig)

Verletzung von Verbraucherrechten

Obwohl ich beim Dropshipping als Händler die Ware nie selbst in Händen halte, bin ich gegenüber Kunden für sämtliche Verbraucherrechte verantwortlich. Hierzu gehören:

Vollständige und korrekte Produktbeschreibungen, wobei Missverständnisse oder irreführende Angaben (z.B. falsche Lieferzeiten) zu rechtlichen Problemen führen können. Dies gilt auch für irreführende Werbung, die gegen das UWG verstoßen kann.

Darüber hinaus müssen alle Bestimmungen der EU-Verbraucherrechterichtlinie eingehalten werden. Diese schreibt unter anderem vor, dass ich klare und verständliche Informationen über Produktmerkmale, Gesamtpreis und Lieferbedingungen bereitstellen muss.

„Bei Verstößen gegen Verbraucherrechte haften Sie als Shopbetreiber vollumfänglich“, betont Niko Dieckhoff. „Eine Produkthaftpflichtversicherung ist daher absolut unverzichtbar. Sie schützt vor existenzbedrohenden Schadenersatzforderungen, etwa wenn ein defektes Produkt einen Brand verursacht oder gesundheitliche Schäden anrichtet.“

Unklare Rückgabeprozesse

Ein besonders kritischer Punkt beim Dropshipping sind unklare Rückgabeprozesse. Kunden haben das Recht, ihre Bestellungen innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen zu widerrufen. Auch wenn die Ware direkt vom Lieferanten versendet wird, bin ich als Händler für die Organisation von Rücksendungen und die Durchführung von Rückerstattungen verantwortlich.

Grundsätzlich müssen Kunden die Ware im Widerrufsfall an die Adresse des Händlers zurücksenden. Es kann jedoch eine alternative Rücksendeadresse angegeben werden, die der Kunde nutzen kann – aber nicht muss.

Hierbei sind allerdings strenge Vorgaben zu beachten:

  • Die alternative Rücksendeadresse muss in der Widerrufsbelehrung vollständig angegeben werden
  • Sie muss zur Entgegennahme von Warensendungen und Briefen geeignet sein
  • Sie muss von allen Versanddienstleistern beliefert werden können
  • Es dürfen keine zusätzlichen Kosten oder Formalitäten für den Verbraucher entstehen

Besonders problematisch: Der Verweis auf eine Rücksendeadresse im Nicht-EU-Ausland ist in der Regel unzulässig, da hierbei erhöhte Versandkosten und zollrechtliche Vorgaben zu beachten wären. Das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland rät Verbrauchern sogar explizit davon ab, Waren nach China zurückzuschicken.

Da ich als Händler ohne eigenes Lager kaum Kapazitäten für Retouren habe, ist eine klare vertragliche Regelung mit dem Dropshipping-Lieferanten zur Retourenabwicklung essentiell. Ohne diese Vereinbarung kann ich schnell in Schwierigkeiten geraten.

Steuerliche Pflichten und Herausforderungen

Die steuerliche Seite des Dropshippings stellt selbst erfahrene Unternehmer vor erhebliche Herausforderungen. Als Betreiber eines Dropshipping-Geschäfts mit Sitz in Deutschland unterliege ich grundsätzlich der deutschen Steuerpflicht. Allerdings ist das Thema deutlich komplexer als bei einem herkömmlichen Online-Shop.

Umsatzsteuer bei EU- und Drittlandslieferungen

Steuerrechtlich gilt Dropshipping als Reihengeschäft, das auf zwei verschiedenen zivilrechtlichen Verträgen basiert: zwischen mir als Online-Händler und dem Lieferanten sowie zwischen mir und dem Endkunden. Obwohl ich als Händler die Produkte nicht selbst versende, muss ich die Rechnung an meine Endkunden stellen.

Bei Lieferungen innerhalb Deutschlands ist die Situation noch relativ einfach: Hier weise ich den üblichen Steuersatz von 7% bzw. 19% aus. Bei grenzüberschreitenden Geschäften wird es jedoch kompliziert:

  • Lieferungen in Drittländer: Steuerfrei für den Empfänger
  • Lieferungen in EU-Länder: Bei B2B-Verkäufen (an Unternehmen) keine Mehrwertsteuer, bei B2C-Geschäften (an Privatpersonen) gelten unterschiedliche Regelungen

Bei Importen aus Nicht-EU-Ländern kommt zudem die Einfuhrumsatzsteuer ins Spiel. Diese wird auf den Einkaufspreis berechnet und vom Verkäufer abgeführt. Darüber hinaus können bei höherpreisigen Produkten (ab 150€) zusätzlich Zollgebühren anfallen.

Reihengeschäfte und ihre Tücken

Umsatzsteuerlich wird zwischen bewegter und unbewegter Lieferung unterschieden. Jedes Reihengeschäft hat nur eine bewegte Lieferung – nach dem „Highlander-Prinzip: Es kann nur eine geben!“.

Der Ort der Besteuerung hängt entscheidend davon ab, wer für den Transport verantwortlich ist. Übernimmt der Lieferant den Transport zum Endkunden, führt er die bewegte Lieferung aus, während ich als Händler die unbewegte Lieferung durchführe.

Diese Unterscheidung hat weitreichende Konsequenzen: Für die unbewegte Lieferung fällt die Umsatzsteuer im Land des Endkunden an – was bedeutet, dass ich mich unter Umständen in mehreren EU-Ländern steuerlich registrieren muss.

OSS/IOSS und wann sie nicht greifen

Die EU hat mit dem One-Stop-Shop (OSS) und dem Import-One-Stop-Shop (IOSS) Verfahren eingeführt, die die Mehrwertsteuerabwicklung vereinfachen sollen. Seit Juli 2021 gibt es eine einheitliche Lieferschwelle von 10.000 Euro für alle EU-Mitgliedsstaaten.

Allerdings können diese Vereinfachungen beim Dropshipping oft nicht genutzt werden. Die OSS-Regelung greift nämlich nur bei innergemeinschaftlichen Fernverkäufen – die bei Dropshipping typische unbewegte Lieferung fällt jedoch nicht darunter.

„Leider ist auch die Finanzverwaltung der Meinung, dass Dropshipping-Fälle grundsätzlich nicht über den OSS gemeldet werden können“, betont ein Experte für E-Commerce-Besteuerung. Dies bedeutet zusätzlichen bürokratischen Aufwand für Dropshipping-Händler.

Kleinunternehmerregelung und ihre Grenzen

Für Einsteiger erscheint die Kleinunternehmerregelung oft als attraktive Option. Bei einem Jahresumsatz unter 22.000 Euro im Vorjahr und voraussichtlich unter 50.000 Euro im laufenden Jahr kann ich von der Umsatzsteuer befreit werden.

Jedoch hat diese Regelung beim Dropshipping entscheidende Grenzen: Sie gilt nur für in Deutschland steuerbare Umsätze. Bei grenzüberschreitenden Verkäufen kann trotz Kleinunternehmerregelung ausländische Umsatzsteuer anfallen.

Besonders relevant ist die EU-weite Umsatzschwelle von 10.000 Euro für Fernverkäufe. Wird diese überschritten, verlagert sich der Ort der Besteuerung ins Bestimmungsland. Kleinunternehmer können allerdings durch Nutzung des OSS-Verfahrens lokale Steuerregistrierungen vermeiden.

„Als Dropshipping-Unternehmer sollten Sie unbedingt eine Produkthaftpflichtversicherung abschließen“, rät Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff. „Die steuerlichen Pflichten sind komplex, aber unterschätzen Sie nicht das Risiko der Produkthaftung. Ein defektes Produkt aus China kann schnell zu kostspieligen Schadenersatzforderungen führen, gegen die Sie ohne entsprechende Versicherung nicht geschützt sind.“

Angesichts dieser Komplexität ist eine frühzeitige steuerliche Beratung für jeden Dropshipping-Unternehmer dringend empfehlenswert. Die Kosten hierfür sind deutlich geringer als mögliche Steuernachzahlungen oder Bußgelder bei Fehlern.

Produkthaftung und Versicherung: Was du wissen musst

Bei fehlerhaften Produkten aus dem Dropshipping kann mich das Haftungsrisiko existenziell bedrohen – selbst bei perfekter rechtlicher und steuerlicher Absicherung. Viele Einsteiger unterschätzen diese Gefahr und vernachlässigen den wichtigen Versicherungsschutz.

Warum du als Händler haftest – auch bei China-Importen

Nach dem Produkthaftungsgesetz bin ich als Händler vollumfänglich verantwortlich, wenn meine verkauften Produkte Schäden verursachen – unabhängig davon, ob ich sie jemals physisch in Händen gehalten habe. Diese Haftung trifft mich besonders als Dropshipper, da ich rechtlich als „Inverkehrbringer“ gelte. Wer Produkte zum Verkauf in den Europäischen Wirtschaftsraum einführt, haftet wie ein Hersteller.

Beispiel: Wenn ich Fahrräder aus China importiere und über meinen Onlineshop verkaufe, hafte ich vollständig für alle Schäden durch Herstellungsfehler. Den Geschädigten ist nicht zuzumuten, ihre Rechte in China geltend zu machen. Selbst als Dropshipper unterstehe ich damit automatisch der vollen Haftung, als wäre ich der eigentliche Hersteller.

Welche Produkte besonders risikobehaftet sind

Besonders haftungsintensiv sind:

  • Elektronische Geräte (vor allem mit Batterien)
  • Kosmetikprodukte (benötigen spezielle Zertifizierungen)
  • Spielzeug (unterliegt der Spielzeugrichtlinie)
  • Produkte mit Chemikalien (REACH/CLP-Anforderungen)

Eine nordische Studie zeigte, dass besonders Dropshipping-Unternehmen häufig gegen EU-Vorschriften für Chemikalien verstoßen und keine ordnungsgemäße Kennzeichnung vornehmen. Viele Produkte aus China entsprechen nicht den strengen EU-Sicherheitsstandards, und Lieferanten sind manchmal nach kurzer Zeit nicht mehr erreichbar.

Produkthaftpflichtversicherung: Was sie abdeckt

Die Produkthaftpflichtversicherung schützt vor existenzbedrohenden Schadenersatzforderungen. Sie deckt Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab, die durch fehlerhafte Produkte verursacht werden. Allerdings unterscheidet man zwischen zwei Varianten:

Die konventionelle Produkthaftpflicht ist oft bereits in der Betriebshaftpflicht enthalten. Sie schützt bei Personen- und Sachschäden sowie bei Vermögensschäden, die aus diesen resultieren.

Die erweiterte Produkthaftpflicht muss meist zusätzlich abgeschlossen werden. Sie deckt darüber hinaus auch reine Vermögensschäden ab. Die Kosten beginnen bei etwa 90 Euro jährlich, variieren aber je nach Branche, Umsatzhöhe und Produktart.

Wichtig zu wissen: Die Produkthaftpflicht greift nicht bei Markenrechtsverletzungen oder Eigenschäden.

Expertenrat von Niko Dieckhoff zur Absicherung

„Dropshipping ist kein risikofreies Geschäft“, betont Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff. „Was viele nicht wissen: Als Verkäufer agiert man als Unternehmer und ist daher gegenüber Verbrauchern zur Gewährleistung verpflichtet“.

Seine Empfehlungen:

  • Unbedingt eine Produkthaftpflichtversicherung mit erweitertem Deckungsschutz abschließen
  • Bei Importen aus Nicht-EU-Ländern auf das „Quasi-Hersteller-Risiko“ achten
  • Versicherungsschutz mit weltweiter Geltung wählen
  • Bei risikoreichen Produkten die Rechtsform einer GmbH oder UG (haftungsbeschränkt) in Betracht ziehen, um das Privatvermögen zu schützen

Fachleute raten zudem, einen in Produkthaftungsfragen versierten Rechtsanwalt zu konsultieren, um individuelle Risiken bewerten zu lassen. Durch die Verwendung von durchdachten AGB kann ich außerdem weiteren Haftungsrisiken vorbeugen.

So schützt du dein Dropshipping-Business rechtlich

Um ein rechtlich abgesichertes Dropshipping-Business zu betreiben, reicht es nicht aus, nur die gesetzlichen Mindestanforderungen zu erfüllen. Vielmehr benötige ich eine proaktive Strategie, die potenzielle Risiken minimiert und mein Unternehmen langfristig schützt.

Verträge mit Lieferanten absichern

Ein wasserdichter Vertrag mit dem Dropshipping-Lieferanten bildet das Fundament für rechtliche Sicherheit. Dieser sollte klare Vereinbarungen zu folgenden Punkten enthalten:

  • Lieferzeiten und Versandverpflichtungen
  • Qualitätssicherung und Mängelhaftung
  • Retourenabwicklung und Rückerstattungen
  • Haftung für Transportschäden
  • Datenschutz und Umgang mit Kundendaten

Besonders wichtig ist die Klärung der Modalitäten bei Retouren. Wer trägt die Kosten des Rückversands? Wer wickelt bei einem Mangel die Nacherfüllung ab? Wer haftet wofür? Diese Fragen müssen vertraglich eindeutig geregelt sein.

Darüber hinaus sollte ich sicherstellen, dass meine Lieferanten die Urheberrechte und Markenrechte Dritter respektieren. Hierzu gehören regelmäßige Überprüfungen der vom Lieferanten bereitgestellten Materialien.

Transparente Kommunikation mit Kunden

Ehrlichkeit und Transparenz bilden das Herzstück einer rechtlich sicheren Kundenbeziehung. Alle Informationen auf meiner Website müssen klar, verständlich und wahrheitsgemäß sein. Hierzu gehört die Offenlegung meiner Identität, Adresse, Kontaktdaten und etwaiger zusätzlicher Kosten, die bei der Bestellung entstehen können.

„Als Dropshipper haftet man für verspätete Lieferungen, beschädigte Ware oder fehlende Produkte“, warnt Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff. „Eine Produkthaftpflichtversicherung ist daher unverzichtbar, um sich vor existenzbedrohenden Schadenersatzforderungen zu schützen.“

Allerdings reicht eine gute Versicherung allein nicht aus. Ich muss auch das 14-tägige Widerrufsrecht klar kommunizieren und die Rückgabebedingungen transparent gestalten.

Regelmäßige rechtliche Updates einholen

Die rechtlichen Rahmenbedingungen im E-Commerce ändern sich ständig. Beispielsweise tritt am 13. Dezember 2024 eine neue EU-Verordnung in Kraft, nach der Herstellerinformationen auf der Produktseite angegeben werden müssen. Schon jetzt sollte ich mit dem Sammeln dieser Informationen beginnen.

Folglich ist es ratsam, meine Geschäftspraktiken regelmäßig überprüfen zu lassen und meine Rechtstexte stets aktuell zu halten. Dies betrifft insbesondere AGB, Datenschutzerklärung und Widerrufsbelehrung.

Rechtliche Beratung frühzeitig einholen

Trotz aller Vorbereitungen kann es zu komplexen rechtlichen Situationen kommen. Deshalb empfiehlt es sich, frühzeitig einen erfahrenen Rechtsanwalt hinzuzuziehen. Dies gilt besonders für die Ausgestaltung von Verträgen, da eine rechtlich unsichere Vereinbarung bei großem Warenumsatz zu enormen ungewollten Kosten führen kann.

Zunächst mag eine professionelle Rechtsberatung kostspielig erscheinen. Dennoch sind diese Ausgaben deutlich geringer als mögliche Abmahnkosten oder Schadenersatzforderungen bei rechtlichen Verstößen. Auch für steuerliche Fragen ist eine frühe Beratung durch einen Steuerexperten unerlässlich, um teure Fehler zu vermeiden.

Fazit: Rechtssicherheit im Dropshipping

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Dropshipping zwar grundsätzlich legal ist, jedoch zahlreiche rechtliche Herausforderungen mit sich bringt. Als Dropshipping-Unternehmer stehe ich vor einer Vielzahl an Verpflichtungen – von der Gewerbeanmeldung über die korrekte Steuerabführung bis hin zur Produkthaftung. Besonders die letztgenannte Verpflichtung wird von Einsteigern häufig unterschätzt.

„Die wichtigste Versicherung für Dropshipper ist definitiv die Produkthaftpflichtversicherung mit erweitertem Deckungsschutz“, betont Dropshipping-Experte Niko Dieckhoff während unseres Gesprächs. „Diese schützt vor existenzbedrohenden Schadensersatzforderungen, die entstehen können, wenn fehlerhafte Produkte Personen- oder Sachschäden verursachen. Gerade bei Importen aus Nicht-EU-Ländern tragen Sie als Verkäufer das volle Haftungsrisiko, obwohl Sie die Ware nie selbst in Händen halten.“

Darüber hinaus empfiehlt Dieckhoff je nach Geschäftsumfang auch eine Rechtsschutz- und Betriebshaftpflichtversicherung. „Die Rechtsschutzversicherung ist besonders wertvoll bei Abmahnungen wegen vermeintlicher Markenrechtsverletzungen oder fehlerhafter Rechtstexte, während die Betriebshaftpflicht allgemeine unternehmerische Risiken abdeckt.“

Neben dem Versicherungsschutz sollte ich als Dropshipper unbedingt auf wasserdichte Verträge mit meinen Lieferanten achten. Diese müssen klare Regelungen zu Lieferzeiten, Qualitätssicherung und besonders zur Retourenabwicklung enthalten. Ebenso wichtig sind rechtskonforme AGB, ein vollständiges Impressum sowie eine korrekte Widerrufsbelehrung.

Obwohl die Einhaltung aller rechtlichen Anforderungen zunächst aufwendig erscheint, bildet sie dennoch das Fundament für ein nachhaltiges und erfolgreiches Dropshipping-Business. Die Kosten für eine gute rechtliche Beratung und entsprechende Versicherungen sind letztendlich deutlich geringer als mögliche Abmahnkosten oder Schadensersatzforderungen bei rechtlichen Verstößen.

Abschließend möchte ich betonen: Dropshipping ist kein schneller Weg zum Reichtum, sondern ein seriöses Geschäftsmodell, das wie jedes andere Unternehmen professionell geführt werden muss. Die rechtliche Absicherung ist hierbei nicht optional, sondern eine notwendige Investition in die Zukunft meines Unternehmens.

Tobias Friedrich

Über Tobias Friedrich

Tobias Friedrich, 37, begann seine Karriere mit einem Maschinenbaustudium und arbeitete bei einem Automobilhersteller in Stuttgart. Nach einer Umschulung in der Versicherungsbranche ist er seit Januar 2021 geprüfter Fachmann für Versicherungsvermittlung. Er bildet sich ständig weiter und schreibt fundierte Versicherungsfachtexte für Versicherungsriese.de. Seine technische Expertise und analytischen Fähigkeiten machen ihn zu einem kompetenten Ansprechpartner in der Versicherungswelt.

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