Warum eine Restschuldversicherung für Ihren Kredit wichtig sein könnte: Risiken und Vorteile
Knapp 15 Prozent aller Deutschen (Durchschnitt aus allen Altersgruppen) haben einen Kredit. Pro Kreditvertrag beläuft sich das Darlehen auf durchschnittlich 20.000 Euro. Kredite werden hauptsächlich zum Kauf hochwertiger Konsumgüter oder zur Finanzierung von Autos und Immobilien abgeschlossen. In vielen Fällen bietet die Bank dem Kreditnehmer eine Absicherung des Darlehens in Form einer Restschuldversicherung an. Das Finanzprodukt wird nicht nur durch Geldinstitute angeboten, sondern häufig auch durch Autohäuser oder Möbelgeschäfte und eine Reihe anderer Unternehmen, die eine Finanzierung ihrer Produkte durch eine Kreditaufnahme anbieten.
- Was ist eine Restschuldversicherung?
- Welche Risiken sind im Gruppenversicherungsvertrag der Restschuldversicherungen abgesichert?
- Ist ein Restschuldversicherungsvertrag bei Aufnahme eines Kredits sinnvoll oder nicht?
- Vorteile der Restschuldversicherung
- Nachteile der Restschuldversicherung
- Was sind Ausschlussklauseln?
- Wie viel kostet eine Restschuldversicherung?
- Was passiert mit der Restkreditversicherung bei einer Umschuldung?
- Widerruf oder Restschuldversicherung kündigen: Worauf müssen Sie achten?
- Was ist ein Welcome-Letter?
- Risikolebensversicherung, Bausparvertrag und Co.: Welche Alternativen gibt es?
Was ist eine Restschuldversicherung?
Das Finanzprodukt wird mitunter auch Restkreditversicherung oder Kredit-Lebensversicherung genannt. Im gesetzlich vorgeschriebenen Produktinformationsblatt und der Widerrufsbelehrung wird dafür häufig die Abkürzung RSV verwendet. Laut Definition der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) stellt die Restschuldversicherung eine besondere Form der Risikolebensversicherung dar. Es handelt sich um eine Versicherung, die Kreditnehmer im Zusammenhang mit der Aufnahme eines Kredits abschließen. Die Restschuldversicherung gewährt Versicherungsschutz für den Fall, dass der Versicherte die Kreditraten nicht mehr tilgen kann. Die Versicherung übernimmt die Tilgung der Restschuld, sodass die Hinterbliebenen abgesichert sind und im Todesfall des Versicherungsnehmers nicht noch zusätzlichen finanziellen Belastungen durch die Tilgung des Kredits ausgesetzt sind.
Bei einer Restschuldversicherung handelt es sich um einen gesonderten Vertrag, den die versicherte Person in Verbindung mit der Aufnahme eines Kredits, jedoch unabhängig vom Kreditvertrag, abschließen kann. In der Regel ist das ein Gruppenversicherungsvertrag. Das bedeutet, der Versicherer schließt mit dem Versicherungsnehmer keinen Einzelvertrag ab, sondern dieser tritt dem Gruppenvertrag bei, wenn sie einen Kredit aufnehmen. Dadurch gelten für die Verbraucher andere Bestimmungen und Konditionen als bei einem Einzelvertrag. Die Prämie wird in der Regel nicht monatlich, sondern als Einmalbetrag bei Vertragsschluss gezahlt.
Welche Risiken sind im Gruppenversicherungsvertrag der Restschuldversicherungen abgesichert?
Die Leistungsfälle sind im Versicherungsvertrag zwischen Restschuldversicherern und Darlehensnehmer genau definiert. Die Restschuldversicherung leistet:
- im Todesfall des Versicherungsnehmers (Todesfallschutz)
- bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit
- wenn permanente Arbeitsunfähigkeit festgestellt wird
Bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit, beispielsweise als Folge längerer Krankheit oder eines Unfalls, verschlechtert sich für viele Menschen die finanzielle Situation, sodass sie die Raten nicht mehr zahlen können. Die Restschuldversicherung greift ein und übernimmt die Tilgung der Darlehens- bzw. Kreditkosten. Verstirbt der Kreditnehmer, müssen die Angehörigen die Kreditsumme nicht zurückzahlen, wenn dieser eine Restschuldversicherung abgeschlossen hat. Die Restschuldversicherung übernimmt die Tilgung des verbleibenden Kreditbetrags.
Ist ein Restschuldversicherungsvertrag bei Aufnahme eines Kredits sinnvoll oder nicht?
Sowohl bei der Stiftung Warentest als auch bei der Verbraucherzentrale haben Rechtsschuldversicherungen keinen guten Ruf. In vielen Fällen sind sie nicht nur unnötig, sondern auch überteuert. Das sehen die Kunden offenbar ähnlich, denn viele Kunden kündigen oder widerrufen den Vertrag. Ungewöhnlich hohe Stornoquoten bei Restschuldversicherern übersteigen 40 Prozent aller Vereinbarungen. Besonders in der Kritik stehen Vereinbarungen, die als verbundenes Geschäft bei der Aufnahme von Ratenkrediten angeboten werden. Restschuldversicherungen sollen einspringen, wenn der Kreditnehmer infolge von Tod und Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitslosigkeit die Raten nicht mehr bezahlen kann. Für Ratenkredite gibt es bessere Alternativen zur Absicherung.
Allerdings gibt es Kreditarten, bei denen es durchaus sinnvoll sein kann, zusätzlich eine Restschuldversicherung zu vereinbaren. Das trifft insbesondere auf Kredite mit hoher Kreditsumme und langer Laufzeit zu. Typische Beispiele sind Immobilienkredite und Autokredite oder Verbraucherkredite über hohe Beträge. Für diese Kreditarten erreichte der Todesfallschutz im Test der Stiftung Warentest vom November 2020 überwiegend gute bis sehr gute Ergebnisse. Mängel gab es vor allem beim Schutz gegen Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit.
Aus Sicht der Bank oder des Kreditgebers ist der Abschluss der Restschuldversicherung natürlich immer sinnvoll. Er vermindert das Risiko für den Kreditnehmer. Obendrein erhält die Bank vom Restschuldversicherer für jede abgeschlossene Restschuldversicherung eine gute Provision.
Wann ist eine Restschuldversicherung empfehlenswert?
Eine Restschuldversicherung ist in den folgenden Fällen empfehlenswert:
- Bei Krediten mit einer Laufzeit von mehr als vier Jahren
- Bei Kreditsummen ab ungefähr 20.000 Euro
- Wenn Vorerkrankungen oder chronische Erkrankungen vorhanden sind
- Falls das Arbeitsverhältnis unsicher ist (befristeter Arbeitsvertrag oder krisengefährdete Branche bzw. Unternehmen)
- Familien mit mehreren Kindern, insbesondere wenn das Haushaltseinkommen zum überwiegenden Teil durch nur ein Elternteil erzielt wird
Vorteile der Restschuldversicherung
- Die Angehörigen sind im Fall des Todes des Versicherungsnehmers geschützt. Die Versicherungssumme deckt die Restschuld.
- Absicherung der Existenz, wenn das Einkommen durch Schicksalsschläge wie Arbeitslosigkeit, Schlaganfall oder Krebserkrankung wegfällt oder reduziert wird.
- Vertragsabschluss erfolgt ohne Gesundheitsprüfung
Nachteile der Restschuldversicherung
- Hohe Kosten für die Restschuldversicherung
- Anbieter erhalten hohe Provisionszahlungen, wodurch der Anreiz besteht, dem Kunden eine Restschuldversicherung aufzudrängen, selbst wenn sie unnötig ist.
- Durch die RSV erhöhen sich die Gesamtkosten des Kredits.
- In den AGB verstecken sich Ausschlussklauseln und die eine oder andere Frist, die eingehalten werden muss.
Was sind Ausschlussklauseln?
Ein Grund, warum Restschuldversicherungen immer wieder kritisiert werden, sind die zahlreichen Ausschlussklauseln, die in den Versicherungsbedingungen versteckt sind. Ihre Informations- und Beratungspflichten erfüllen viele Versicherungsgesellschaften nur unzureichend, indem sie die Kunden nicht verständlich belehren. Zu den häufigsten Gründen, aus denen Leistungen der Versicherung verweigert oder begrenzt werden, gehören:
- Nach Vertragsbeginn muss eine Karenzzeit (Wartezeit) eingehalten werden, bevor Leistungen erfolgen können.
- Die Leistungen erfolgen nur über einen begrenzten Zeitraum (trifft auf Arbeitslosigkeit und Arbeitsunfähigkeit zu).
- Leistungen erfolgen nicht bis zur Wiederherstellung der Gesundheit, sondern nur bis zu einer festgelegten Obergrenze. Wird diese erreicht, endet die Leistung vorzeitig, selbst wenn der Versicherte noch nicht wieder arbeitsfähig ist.
- Versicherungsgesellschaftern erstatten bei Arbeitslosigkeit nur die Kosten des verbleibenden Kredits, wenn der Arbeitsvertrag unbefristet ist und die Kündigung ohne Schuld des Arbeitnehmers ausgesprochen wurde.
- Der Versicherungsschutz greift nur bei Krankheiten, die unerwartet auftreten. Bekannte Vorerkrankungen oder chronische Krankheiten werden häufig von der Deckung ausgeschlossen.
Wie viel kostet eine Restschuldversicherung?
Das kommt darauf an, ob Sie freiwillig eine RSV abschließen oder ob Ihnen die Bank oder der Kreditgeber den Kredit nur in Verbindung mit der RSV bewilligen möchte. Im ersteren Fall sind die Kosten der Restschuldversicherung relativ transparent, da der Zins im Einzelvertrag separat ausgewiesen wird. Bei einem verbundenen Geschäft gehen die Kosten der RSV dagegen in den effektiven Jahreszins des Kredits ein.
Der exakte Kostenbetrag hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Dazu gehören:
- Anbieter
- Kreditsumme
- Laufzeit
- Leistungsumfang
- Alter
- Bonität
Als Faustregel können Sie davon ausgehen, dass bei einem Kredit von 10.000 Euro für die RSV Zusatzkosten in Höhe von 1.000 bis 2.000 Euro entstehen. Bei einem Immobilienkredit von 200.000 Euro betragen die Kosten ungefähr 10.000 Euro über die Darlehenslaufzeit. Die Restschuldversicherung gibt in diesem Fall ein weitaus besseres Preis-Leistungs-Verhältnis.
Was passiert mit der Restkreditversicherung bei einer Umschuldung?
Viele Menschen glauben, dass es sich um ein großes Problem handeln würde. In der Praxis können Sie jedoch bei einer Umschuldung Ihre Restschuldversicherung ohne Schwierigkeiten kündigen. Bei der RSV handelt es sich um einen Einzelvertrag, der an einen Kreditvertrag gebunden ist. Durch die Umschuldung wird der bestehende Kreditvertrag aufgelöst und ein neuer abgeschlossen. Dadurch wird auch die RSV gegenstandslos. Sie lässt sich nämlich nicht auf den neuen Kreditvertrag übertragen, sondern müsste bei Bedarf neu verhandelt werden. Aus diesem Grund gibt es bei einer Umschuldung auch keine Kündigungsfrist der RSV. Die Kündigung erfolgt parallel zur Kündigung des Kreditvertrags.
Achtung: Vergessen Sie nicht, die RSV zu kündigen! Da es sich um einen Einzelvertrag handelt, muss die Kündigung separat von der des Kreditvertrags erfolgen!
Nach Eingang der Kündigung wird Ihnen die gezahlte Versicherungsprämie anteilig zurückerstattet. Bevor Sie eine Restschuldversicherung beim neuen Kreditgeber aufnehmen, sollten Sie es sich gründlich überlegen, ob Sie diesen Schutz überhaupt benötigen.
Widerruf oder Restschuldversicherung kündigen: Worauf müssen Sie achten?
Der Gesetzgeber räumt Ihnen ein Widerrufsrecht ein. Der Widerruf der Restschuldversicherung muss spätestens 30 Tage nach Versicherungsbeginn erfolgen. Versäumen Sie die Widerrufsfrist, innerhalb von 30 Tagen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als die RSV zu kündigen. Wie die hohe Stornoquote zeigt, machen viele Kunden von dieser Möglichkeit Gebrauch. Beide Formen, Kündigung und Stornierung, sollten immer in Schriftform erfolgen. Beachten Sie bei der Stornierung die Frist von 30 Tagen. Am besten versenden Sie das Schreiben per Post als Einschreiben mit Rückschein. Der Rückschein stellt einen gerichtsfesten Nachweis über die Zustellung des Dokuments dar.
Wichtig: Wurde die RSV als Sicherheit für ein Darlehen gewährt, hat der Kreditgeber das Recht, den Darlehensvertrag einseitig zu kündigen, wenn die RSV gekündigt oder storniert wird.
Was ist ein Welcome-Letter?
Seit 2018 sind die Versicherungsgesellschaften verpflichtet, die versicherte Person die Rechte eines Versicherungsnehmers spätestens eine Woche nach Vertragsschluss erneut zu erklären. Das Produktinformationsblatt heißt Welcome-Letter (Willkommensbrief) und informiert neutral über das Widerrufsrecht, die Kosten für den Abschluss und ähnliche Themen. Eine Befragung von 23 Restschuldversicherern ergab jedoch, dass die Unternehmen das Schreiben als Werbeplattform benutzten, anstatt ihre Kunden über das Widerrufsrecht zu informieren oder über wichtige Punkte der Versicherungsbedingungen aufzuklären. Keines der Schreiben erfüllte die gesetzgeberische Absicht der neutralen Information der Versicherungsnehmer und der Kreditnehmer.
Risikolebensversicherung, Bausparvertrag und Co.: Welche Alternativen gibt es?
Es gibt nicht nur eine, sondern mehrere Alternativen zur RSV. Sie können der Bank zum Beispiel eine Lebensversicherung mit genügend angesparten Kapital oder einen auszahlungsreifen Bausparvertrag als Sicherheit anbieten. Diese Alternativen sind nicht nur günstiger als eine RSV, sie sparen sogar noch mehr Geld, da sei wegen des verringerten Risikos bessere Kreditkonditionen ermöglichen.
Eine günstige Absicherung im Todesfall stellt eine Risikolebensversicherung dar, besonders wenn sie frühzeitig abgeschlossen wird. Die Prämie kostet nur ein paar Dutzend Euro und wird jährlich überwiesen. Sie ist deshalb so günstig, weil die Beiträge nicht zurückerstattet werden können. Die Versicherung leistet nur, wenn der Versicherungsnehmer während der Laufzeit verstirbt. Die Hinterbliebenen erhalten dann die Versicherungssumme und können sie unter anderem zum Begleichen der Schulden verwenden.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist ebenfalls eine gute Alternative zu einer RSV. Der Leistungsumfang der BU ist viel größer. Zudem erfolgt der Leistungsbezug bis zum Beginn des Rentenbezugs. Die Leistungen der RSV sind dagegen zeitlich befristet und sind zudem nur an einen bestimmten Kredit gekoppelt. Spätestens wenn die Restschuld getilgt ist, besteht kein Leistungsanspruch durch die RSV mehr. Übrigens endet durch den Bezug einer BU-Rente häufig der Leistungsanspruch durch eine Restschuldversicherung.